Erfurter Kommunalpolitiker stellt die Ausrichtung der Streifen infrage
Stadtplaner haben herausgefunden, dass Längsstreifen die Rolle der Fußgänger im Straßenverkehr stärken. Querstreifen hingegen stellen eine optische Barriere für Autos dar. Erfurts Ortsteilbürgermeister Robert Bednarsky will deshalb als erster Politiker umgedrehte Zebrastreifen testen und hofft, ein entsprechendes Modellprojekt genehmigt zu bekommen. Dies soll vor allem der Sicherheit von Fußgängern zugutekommen.

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Fußgängerüberwege sind eigentlich antik
Wie man aus der Archäologie weiß, geht die heutige Anordnung der Streifen bis auf die Antike zurück. Auch die Römer sollen Fußgängerüberwege, Einbahnstraßen und Bürgersteige gekannt haben. Dafür kamen damals vermutlich sogenannte Trittsteine zum Einsatz, die eine geschützte Querungsmöglichkeit boten.
Zirka 2000 Jahre später sind Fußgängerschutzwege immer noch Teil des modernen Straßenverkehrs. Auch heute noch dienen sie dem besonderen Schutz von Passanten, Rollstuhlfahrern und Krankenfahrstühlen, die hier stets Vorrang haben.
Zu dem Zebrastreifen, wie ihn heute jedes Kind kennt und der Fußgänger bevorzugt, wurde er in Deutschland aber erst im Jahre 1953. Somit feierte der Überweg mit dem tierischen Vorbild erst kürzlich sein 70-jähriges Bestehen.
„Ungewohnt, aber doch völlig logisch!“
Um die bewährte Schutzfunktion weiter zu verbessern, will der Erfurter Ortsteilbürgermeister Robert Bednarsky die Querstreifen nun umdrehen. Dafür hofft er auf die Genehmigung eines Modellversuchs, damit nicht die gesamte Straßenverkehrsordnung geändert werden muss.
Aus Sicht der Fußgänger würden die Querstreifen zu Längsstreifen, was ihre Orientierung und Sicherheit beim Überqueren der Straße verbessern könnte. Gleichzeitig würde die Fahrbahnmarkierung aus dem Cockpit eines Autos heraus stärker als optische Barriere wirken.
Zu bild.de sagt der Politiker: „Es ist vielleicht ungewohnt, aber doch völlig logisch! Die Fußgänger laufen an den Streifen entlang. Wir haben hier eine lange Straße, an der sich eine Schule befindet und auch viele ältere Menschen leben.“ Zwei oder drei der neu gestalteten Zebrastreifen will er deshalb beim Tiefbauamt beantragen.
Wissenschaft stellt Anordnung der Streifen infrage
Stefan Peter Andres, Dozent für Stadt- und Raumplanung an der FH Erfurt in Thüringen, kennt ebenfalls die lange Geschichte der Fußgängerüberwege:
„Auf den Straßen im alten Pompeji kennen wir Quersteine für Fußgänger, damit die Räder der Fuhrwerke nicht behindert wurden. Heute sind die Streifen nur noch aufgemalt, die Richtung hat also ihre Berechtigung verloren“, so der Wissenschaftler, der mit Studenten ein Forschungsprojekt zu den verdrehten Markierungen umsetzt.
Außerdem sei bekannt, dass sich autistische Menschen schwertun, über Querstreifen zu gehen. Hunde und Pferde sollen ebenfalls dazu neigen, bei Quermustern zurückzuschrecken.
Falsches Verhalten an Zebrastreifen kann strafbar sein
Wer einen Fußgänger am Zebrastreifen nicht passieren lässt und dabei erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 80 Euro rechnen. Das gleiche Bußgeld gilt für das Überholen am Zebrastreifen. Werden dabei andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, erhöht sich das Bußgeld auf 100 Euro. Bei einem Unfall werden 120 Euro fällig. In jedem Fall wird ein Punkt im Fahreignungsregister eingetragen.
Fehlverhalten am Zebrastreifen gilt als eine der Todsünden im Straßenverkehr. Wer hier zu schnell fährt oder den Vorrang der Fußgänger missachtet, kann sich strafbar machen. Es drohen eine Geld- oder im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe.
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Quelle: bild.de