Die wahren Gründe, warum jeder Zweite durchfällt
Etwa die Hälfte aller Führerscheinanwärter scheitert an der theoretischen Prüfung. Und auch beim praktischen Teil sind es immer noch 37 Prozent, die das Fahrschulauto ohne den „Lappen“ in der Tasche verlassen. Fahrschüler tun sich in Deutschland schwer. Für manche ein Beleg dafür, dass die jüngere Generation in Deutschland das Denken verlernt hat. Aber ist das wirklich so oder gibt es noch andere Gründe fürs Durchrasseln?

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Durchfallquote verbleibt auf hohem Niveau
Die Misserfolgsquote bei der theoretischen Führerscheinprüfung bleibt weiterhin hoch. So scheiterten im letzten Jahr 45 Prozent der Fahrschüler an der Theorieprüfung für den Autoführerschein, was nahezu dem Vorjahreswert von 46 Prozent entspricht. Besonders schlecht schnitten Berlin und Sachsen-Anhalt ab.
In absoluten Zahlen sieht das so aus: Die Anzahl der theoretischen Prüfungen für die Klassen B und B17 erreichte zudem mit 1,59 Millionen einen neuen Höchststand. Insgesamt hat sich die Durchfallquote in den vergangenen zehn Jahren erhöht – 2015 lag sie noch bei 35 Prozent.
Führerscheinprüfungen für Autos machten den größten Anteil aus, sowohl bei der Theorie mit 79 als auch bei der Praxis mit 72 Prozent. Über alle Führerscheinklassen hinweg wurden 2024 erstmals mehr als zwei Millionen Theorieprüfungen abgelegt.
Psychologe Becker: „50 Prozent raffen die Theorie nicht mehr“
Für den Diplom-Psychologen Dr. Florian Becker sind diese Zahlen ein Beleg für eine grundsätzliche Fehlentwicklung bei jungen Menschen. Diese seien zum Teil nicht mehr in der Lage, die Prüfung zu bestehen, weil es ihnen an Selbstdisziplin mangele. Auch vor Begriffen wie „Low-IQ“ oder „Verdummung“ schreckt der gestandene Wissenschaftler von der Rosenheim Technical University of Applied Sciences in einem Gastbeitrag auf focus.de nicht zurück.
Dass die Durchfallquoten beim Führerschein seit 2015 um etwa zehn Prozent angestiegen sind, wertet er als Beleg für die „kognitiven Defizite“ vieler Jugendlicher. Er führt diverse bildungspolitische Studien von PISA bis IGLU an, deren Rankings vielen deutschen Schülern schlechte Zeugnisse ausstellen. Den Eltern, Familien und Kindern wirft er Gleichgültigkeit, Passivität und Desinteresse vor.
Warum fallen junge Menschen wirklich oft durch?
Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man differenziert vorgehen. Betrachtet man weniger den Generationenvergleich und mehr die Art und Weise, wie Leistung und Fähigkeiten abgefragt werden, ergibt sich ein anderes Bild. Hier einige Punkte, die bei Dr. Florian Beckers Rundumschlag untergehen:
- Wer schon einmal eine theoretische Fahrprüfung abgelegt hat, weiß: Es handelt sich um ineffektives Bulimielernen. Das bedeutet, dass man aus den vorgegebenen Fragen und Antworten selbst nicht auf die richtigen Antworten schließen kann. Man kann sie nur auswendig lernen, um sie unmittelbar nach der Prüfung wieder zu vergessen. Oder wissen Sie noch, wie viele Personen man auf der Ladefläche eines Firmen-LKWs befördern darf?
- Wer schon einmal eine praktische Fahrprüfung absolviert hat, weiß: Auch hier wird kein realistisches, objektiv messbares Bild des Fahrkönnens der Schüler abgefragt. Fahrlehrer und Prüfer entscheiden letztlich in einer Momentaufnahme über den Ausgang der Prüfung. Dabei kann man sehr viel richtig machen und trotzdem durchfallen. Denn begeht man einen groben Fehler, ist die Prüfung in der Regel sofort vorbei.
- Durch die hohen Kosten, die mit den Prüfungen und Fahrstunden verbunden sind, baut sich ein immenser Druck auf besonders junge Menschen auf. Fällt man durch, sind noch einmal um die 200 Euro für Fahrschule und Prüfer fällig. Der Führerschein kostet heute im Schnitt bis zu 4400 Euro. Zudem weiß man mittlerweile: Nicht finanzieller oder anderer Druck führen zum Lernerfolg, sondern positive Motivation und ein gutes Lernumfeld sowie die richtigen Anreize.
- Ähnlich wie bei der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) oder der Hauptuntersuchung (HU) können Expertenmeinungen problematisch sein, wenn diese mit einem starken finanziellen Interesse verknüpft sind. Fakt ist: Der TÜV verdient mehr Geld, wenn Fahrschüler mehr Prüfungen benötigen, genauso wie ein öfter zur HU vorgeführtes Fahrzeug der Prüforganisation mehr Einnahmen einbringt.
Ob die jugendlichen Fahranfänger wirklich so schlecht sind, wie der Experte behauptet, darf also durchaus bezweifelt werden. Argumente wie teure Wiederholungsprüfungen und starre Lernkonzepte sind jedenfalls nicht so abwegig.
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Quellen: spiegel.de, focus.de